© Petra Öllinger
erschienen in an.schläge – das feministische Magazin, November 2005
Der Winter naht. Da ist’s fein, wenn Jacke und Mantel über große Taschen verfügen, um u.a. Ilma Rakusas Essayband darin zu verstauen. Und wieder hervorzuholen – um sich von ihren Reflexionen zum Thema Ent- und Beschleunigung zum Denken verführen zu lassen. Hirn- und Gedankenerwärmend ihre Ausführungen über Natur, Reisen oder Auszeit, immer gekoppelt an literarische Beispiele. So läuft bereits im ersten
Kapitel „Lektüre“ frau das Buchstaben-Wasser im Mund zusammen, und sie durchforstet Bücherregale nach noch-nicht-Gelesenem und
wieder-zu-Lesendem. Einige Anmerkungen der Schriftstellerin, Übersetzerin, Publizistin Ilma Rakusa z.B. in Bezug auf die Arbeitswelt sind nicht neu. Und wenn dann auch noch der Bauer mit Traktor und Kuhherde als Beispiel für einen glücklichen 16 Stunden-Arbeitstag herhalten muss, in einer Struktur, wo „der Plausch am Brunnen“ Frauensache ist, das Weintrinken an den Steintischen des Grottos Männersache“, schrillen die Klischee-Alarmglocken. Darin mag aber auch die Denk-Verführungs-Stärke der Texte liegen. Wenn Ilma Rakusa zu „Übungen in diskreter Widerborstigkeit: Ziellos flanieren ohne Konsumabsichten, aber mit wachen Sinnen“ verlockt, folgt frau ihre gerne: kramt das Büchlein hervor und gestattet sich eine „Denk-Pause“.
Ilma Rakusa: Langsamer! Droschl Verlag, 2005, 96 Seiten, € 12.-