Britta Jürgs (Hrsgin.) – Vom Salzstreuer zum Automobil

© Petra Öllinger
erschienen in an.schläge – das feministische Magazin, März 2003

Liebliche Keramikteller, hübsch bemalt? Nett, aber ohne Nutzbarkeit? Mitnichten. Hohe Funktionalität gekoppelt mit Ästhetik zeichnet Möbel, innenarchitektonische Gestaltung, Autos und Gebrauchsgegenstände der hier porträtierten 15 Designerinnen aus. Wie beispielsweise Anna Castelli Ferrieri, die Pionierarbeit im Kunststoffdesign leistete. Oder Margarete Jahny, die als Abschlussarbeit ein weißes, ornamentloses Teeservice konzipierte, und sich gegen das vorherrschende Dogma der damaligen DDR, der Abkehr von Bauhausstil und Kosmopolitismus, wehrte. Auch wer mit Autokreationen nicht viel am Hut hat, erfährt Interessantes im Beitrag über Anne Asensio, Chefdesignerin bei General Motors, und der Herausforderung, einen Wagen zu kreieren, der Werte wie Macht, Wehrhaftigkeit und Fortschritt verkörpert. Neben biographischen Daten und Einblicken in das künstlerische Schaffen lernt frau – spannend für Design-Unbedarfte – Werkstoffe und Techniken kennen wie Seladon-Porzellan und Seidendruck. Die Autorinnen und Autoren der einzelnen Beiträge haben mit Kunst-, Architektur- oder Designthemen zu tun. Sie kommen jedoch aus den unterschiedlichsten Bereichen – Literatur- und Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte, Philosophie, Germanistik etc. Genauso vielfältig gestalten sich ihre Zugangsweisen zu den Frauen. Finden sich in Heike Welzels Beitrag über Eva Zeisel vor allem detaillierte Formbeschreibungen ihrer vielfältigen Gebrauchs-Keramiken, findet die Leserin bei Ulrike Kunkel viele Einsprenkelungen der Lebensgeschichte von Ray Eames und ihrem enormen Schaffensbereich. Das Buch, reichbebildert mit Schwarzweiß-Fotos und einer Auswahlbiographie, unterstreicht die eingangs erwähnte Kombination: hoher Funktionalität und Ästhetik.

Britta Jürgs (Hrsgin.): Vom Salzstreuer zum Automobil. Designerinnen. Aviva Verlag, 2003