© Petra Öllinger
erschienen in an.schläge – das feministische Magazin, Juni 2002
Die Psychologin Roswitha Burgard zeigt, wie weibliche Lebensrealitäten Auslöser für (vermeintlich) psychische Erkrankungen sein können. Sie spannt den Bogen von der elterlichen Erziehung über Schule, Universität, Beruf bis zu partnerschaftlichen Fallen. Wie leicht es ist für durchgeknallt erklärt zu werden, zeigen Gespräche, die Roswitha Burgard mit ihren Klientinnen führte: Frauen, die von ihren Männern in die Psychiatrie abgeschoben wurden, weil sie nicht richtig funktionierten, oder weil sie dem gängigen weiblichen Rollenbild nicht entsprachen. Was dieses Buch von anderen Ratgebern positiv unterscheidet: es werden keine 08/15-Tipps erteilt. Vielmehr handelt es sich um eine liebevolle Annäherung an diese schwierige Thematik. Die Autorin zeigt die Hilflosigkeit auf, die sich auch bei ExpertInnen breit machen kann, wenn es darum geht Frauen aus diesem Kreislauf zu befreien. Hilfreich sind die Informationen darüber was Betroffene beachten sollen, falls ihnen die Einweisung in eine psychiatrische Anstalt droht, oder welche Wirkungen die gebräuchlichsten Psychopharmaka zeigen. Ein ausführlicher Literaturteil sowie ein Adressenverzeichnis von Beratungsstellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz machen Frauenfalle Psychiatrie zu einem interessanten und hilfreichen Buch.
Roswitha Burgard: Frauenfalle Psychiatrie: Wie Frauen verrückt gemacht werden. Orlanda-Verlag, 2002