Die Reise nach Afghanistan 1939/1940
© Petra Öllinger
erschienen in an.schläge – das feministische Magazin, Juli/August 2003
Zwei Frauen, ein Ford Roadster De Luxe, Ende Juni 1939. Die beiden Frauen – Annemarie Schwarzenbach und Ella Maillart starten ihre Tour, die sie in Genf beginnend über das damalige Jugoslawien, über Bulgarien, Türkei und Persien führt, bis sie nach einem Monat schließlich Afghanistan erreichen, obwohl sie es auf manchen Strecken nur auf acht Kilometer pro Stunde brachten. Schwarzenbachs Sprache – streckenweise malerisch, poetisch, teilweise ins Pathetische gleitend – lässt Menschen, Landschaften und Ort erstaunlicherweise distanziert, fremd bleiben. Gewiss doch, alle Wege sind offen, und führen nirgends hin, nirgends hin – in solchen Bemerkungen flammt die eigene tiefe Zerrissenheit Annemarie Schwarzenbachs auf. In einem Brief an Ella Maillart will sie die Reise als eine Notwendigkeit, um ihr aus den Fugen geratenes Leben wieder in Ordnung zu bringen. Lesenswert ist das Nachwort von Roger Perret, dem Herausgeber des Bandes – Vorbereitungen der Reise, die Arbeitsteilung zwischen den beiden Frauen während ihres Unternehmens etc. – für Einsteigerinnen in das Leben und die Tätigkeiten der beiden Frauen geradezu ansteckend. Das Buch bietet eine Auswahl an Schwarzenbachs Texten, die in unterschiedlichen Zeitschriften erschienen sind. Ihre Schwarz-Weiß Fotos, sind schlichtweg schön – die Taschenbuch-Druckqualität lässt kaum zu wünschen übrig. Und sie sind zeitlos, so zeitlos wie die Schilderung des Lebens der Frauen in Kabul im gleichnamigen Beitrag. Dem Gesamtumfang des fotografischen Schaffens könnte jedoch nur ein separater Fotoband gerecht werden, wie Roger Perret richtig anmerkt. Vielleicht ist ein Weg offen dafür?
Annemarie Schwarzenbach: Alle Wege sind offen. Die Reise nach Afghanistan 1939/1940. Lenos, 2003