Linzen und Lesen
© Petra Öllinger
erschienen in an.schläge – das feministische Magazin, März 2004 und in evolver, März 2004
Wer bei Linz Assoziationen hat wie Linz ist gleich VOEST oder In Linz beginnt’s MUSS sie haben. Aber auch jene, die meinen, die Stadt eh schon in und auswendig zu kennen, MÜSSEN sie haben – die Linzer Stadtführerin. Neun Autorinnen und Mitfrauen des autonomen FRAUenzentrums in Linz machen weibliche Geschichte in der oberösterreichischen Geschichte wieder und neu sichtbar. Neben der bekannten Marianne von Willemer erblicken weniger berühmte Frauen quasi von neuem das Licht der Welt. Zum Beispiel die Komponistin und Schriftstellerin Hedda Wagner. Oder Henriette Haill, die es in der Literaturgeschichte offiziell gar nicht gibt. Jedoch nicht nur ein Inhalt-Hirnschmaus, auch eine Layout-Augenweide ist die Linzer Stadtführerin. Texte über historische Aspekte der Stadt sind schwarz, Frauenporträts und Frauenstätten sind rot gedruckt, was die Überschaubarkeit erhöht. Die Erfahrungen der beiden Stadtführerinnen bei diesem Projekt prägten die unverzichtbare Praktikabilität der Reiseführerin, wie zum Beispiel der unverwüstliche Einband (hält jedem In-den-Rucksack-und-Taschen-Quetschen stand). Übersichtlich und spannend aufbereitet gibt es einen Rundgang Ost, einen Rundgang West und zwei Exkursionen auf den Pöstlingberg sowie nach Urfahr. Und damit die Reisenden nicht verloren gehen, finden sich im Inneren je einer Umschlagseite ein Plan plus Markierung der im Text erwähnten Orte. Der vorbildlich aufbereitete Anhang – unter anderem mit einem Themenregister, einem Verzeichnis von Literatinnen über Linz oder über Einrichtungen für Frauen – ist ein weiteres Zuckerl. Genauso wie der Umstand, dass Kleinstverlage tolle Projekte verwirklichen helfen, denn die Muss-ich-unbedingt-haben-Reiseführerin ist im Buchverlag Franz Steinmaßl, einem ein Mann-Betrieb im Mühlviertel, erschienen.
Lisa & Co.: Linzer Stadtführerin. Edition Geschichte der Heimat, 2004